Guter Rat – gerne überhört!

Frau hält den Staubsauger an einen Hund
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Es war ein sonniger Tag - schade, dass ich wieder einmal im Büro saß und E-Mails las. Der eine möchte dies von mir, der andere jenes. Doch dann lese ich einen Hilferuf an unseren Tierschutzverein. Eine wohl junge Frau bittet um Hilfe wegen ihres „neun Monate alten Herdenmixis“. Vermutlich sei da ein Kangal oder ein russischer Wachhund drin und sie käme absolut nicht klar mit ihm. Der Beschützerinstinkt sei bei dem „Herdenmixi“ zu stark und nun habe sie Angst. Dem fast 4-jährigen Sohn würde zwar kein aggressives Verhalten entgegengebracht – aber die Sorge sei eben da. Die Frau schildert, dass sie in einer Wohnung lebt und dem Hund kein eingezäuntes Grundstück bieten könne. Wusste sie das nicht vorher? Das Kind war schon im Haushalt, als man sich für die Anschaffung eines Hundes entschied. Wieso dann einen Herdenschutzhund?

Szenenwechsel: Beim letzten Besuch in Köln sehe ich vom Auto aus einen jungen Podenco-Mischling. Absolut überfordert und verstört reißt und ruckt der junge Jagdhund an der Leine seines Herrchens am Rande der Hohen Straße. Ein Podenco, von Menschen umzingelt mitten in Köln?

Oder die Boa Konstriktor, die mit Messerstichen schwer verletzt im Kreis Düren ausgesetzt wurde. Wieso werden wir immer wieder Zeuge solcher menschgemachter tierischer Notsituationen? Aber das eigene Ego und der Drang, etwas Besonderes besitzen zu wollen, lässt zu viele von ihnen alle Ratschläge und Risiken ignorieren. Da werden charakterstarke Herdenschutzhunde als „Herdenmixi“ verniedlicht, ohne einmal nachzudenken, was deren eigentliche Aufgabe ist. Hunde, die nie eine Leine gesehen haben, geschweige denn Tausende Menschen auf einmal, sollen sich in der Kölner City wohlfühlen? Schlangen, die in ihren angestammten Lebensraum gehören und nicht in ein Hobby-Terrarium, überfordern die Besitzer und am Ende muss ein Messer her, um sich selbst zu retten? Wann hören wir eigentlich auf, Dinge besitzen zu wollen, die uns überfordern und die nicht in unsere Lebensumwelt passen? Wann hören wir auf, Tiere als Statussymbole zu halten und wann beginnen wir endlich, ehrlich zu uns selbst zu sein?

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