Fleischesser für dumm verkaufen?

Vegane Produkte
Vegane Produkte - durchaus leicht zu erkennen

Das EU-Parlament hatte Anfang Oktober eine wegweisende Entscheidung zu fällen. „Lebensentscheidend“ für die rund 400 Mio. EU-Bürger, wenn man so möchte. Eingebracht und getragen wurde der Gesetzentwurf von der EVP (Europäische Volkspartei), der die CDU und CSU angehören. Es ging um nichts Geringeres als die Frage, ob eine Wurst, ein Schnitzel oder ein Burger aus Fleisch bestehen müssen, also ob es künftig keinen Veggie-Burger mehr geben darf.

Wird es nicht, entschieden die Parlamentarier, es ginge um den Verbraucherschutz. Wer einen Burger kaufe, sollte sicher sein, ein Fleischprodukt zu erhalten. Eine Veggie-Wurst oder ein Soja-Schnitzel wird es künftig im Kühlregal nicht mehr geben, sollten die Parlamente in allen EU-Ländern ebenso zustimmen. Und es gehe um die Landwirte, die über Jahrzehnte einen Qualitätsbegriff für hochwertige Fleischprodukte wie ein Schnitzel geprägt hätten. Diesen Qualitätsbegriff dürften sich nicht einfach Lebensmittelhersteller „zu Nutze machen“,

Für wie dumm halten eigentlich Teile der CDU und CSU-Abgeordneten ihre Wählerklientel unter den Fleischessern? Scheinbar für sehr dumm!

Sie scheinen nicht mal des Lesens mächtig, denn seit Jahren sind vegane und vegetarische Produkte eindeutig gekennzeichnet. Das sagt, so die Tagesschau, auch eine Studie des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes, wonach 90 % „der Teilnehmenden sehr gut erkennen konnten, ob es sich um ein Produkt mit oder ohne Fleisch handelt, wenn vegetarisch oder vegan vor den Begriffen Wurst oder Burger stand.“

Früher war die vegane Ernährung nur etwas für Besserverdiener, heute ist sie, auch dank Teilen des Lebensmittelhandels, eher etwas für Besserdenker. Dieser Gruppe der Bevölkerung gehören die Abgeordneten, die im EU-Parlament für den Gesetzesentwurf stimmten, wohl weniger an. Zum Glück gab es aber auch Nein-Stimmen in der CDU, wie die von Peter Liese, was ihn ehrt. Doch selbst Kanzler Friedrich Merz und zunächst auch Landwirtschaftsminister Alois Rainer fanden die Entscheidung richtig. Letzterer merkte aber scheinbar, was er da erst einmal gut fand, und ruderte Ende Oktober zurück.

Mal ehrlich: Haben wir keine drängenderen Probleme? Ja, haben wir: Wenn 90% der Wähler intelligenter sind als eine Mehrheit der EU-Abgeordneten, dann müssen wir uns wirklich Sorgen machen. Oder ist es das „nur“ eine erneute Klientelpolitik für Landwirte und Fleischindustrie?

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