Ferkel sind süß…

Ferkel schauen in die Kamera
Jürgen Plinz

Nach schlechten Lebensbedingungen in der Mast oder als Muttersau, einem langen Transport in den günstigsten Schlachthof, werden sie teilweise nicht einmal richtig getötet, um am Ende in der Kühltheke eines Supermarktes zu landen. Glück sieht anders aus! Richtig Pech hingegen haben rund 60 Millionen männliche Ferkel. Sie werden nämlich nicht von einer Änderung des Tierschutzgesetzes profitieren, da diese erst Ende 2018 in Kraft treten soll. Weil das so ist, werden sie, wie Millionen vor ihnen auch, betäubungslos kastriert. Das deutsche Tierschutzgesetz erlaubt diese Qual noch über drei Jahre. Unglaublich und nicht akzeptabel! Deshalb hat der Deutsche Tierschutzbund mit seinen Mitgliedsvereinen die Kampagne „Ferkelprotest“ gestartet und fordert ein sofortiges Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration. An dieser Fotoaktion kann sich jeder beteiligen, also auch Sie. Schauen Sie einfach einmal unter www. tierschutzbund.de/ferkelprotest.

Viel einfacher wäre es jedoch für den Handel, männliche Ferkel glücklicher zu machen und ihnen die Qualen, die die Tiere während der Kastration bei vollem Bewusstsein erdulden müssen, zu ersparen. Der Handel bräuchte nur Produkte von betäubungslos kastrierten Schweinen generell nicht mehr anzubieten. „Ferkelprotest“ richtet sich daher auch an den Handel. Warum dieser bislang nichts tut, bleibt schleierhaft und zeigt, wie viel die Tierwohl-Initiative eigentlich wert ist. Mit großen Anzeigen wird angekündigt, wie viel Geld man den Landwirten geben will, um mehr Tierschutz in deren Ställen möglich zu machen. Einen Euro kostet die Kastration eines Ferkels unter Narkose mehr als die überflüssige Tortur. Am Ende auf ein Kilo Fleisch bei einem Mastschwein umgerechnet, bleibt nicht einmal 1 Cent übrig. Bei einem der ersten und einfachsten Schritte scheitert die Initiative jedoch schon kläglich.

Wer nicht auf Schweinefleisch verzichten mag, sollte sich sicher sein, dass das Schwein als Ferkel nicht oder zumindest mit Betäubung kastriert wurde. Das garantiert beispielsweise das Tierschutzlabel „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes, dem sich Handel und Industrie wegen der darin formulierten echten Tierschutzstandards nur zögerlich anschließen wollen. Aber auch Schweinefleisch von Bauernhöfen des Neuland e.V. bietet diesen Standard. Und am Ende hat jeder als Verbraucher die Macht, das zu kaufen, was er für die Tiere richtig hält. Wie sagte der Dalai Lama: „Wenn du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu verändern – dann versuch einmal, mit einer Mücke in deinem Zimmer zu schlafen.“

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