Das Elendskennzeichen von Cem Özdemir

Portrait von Cem Özdemir während einer Pressekonferenz
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Das erste staatliche Kennzeichen dieser Art in der EU sollte kommen. Fast euphorisch war die Stimmung unter Europas führenden Tierschützern an diesem Tag. Sollte es gar eine Blaupause für andere Länder oder die EU selbst werden? Also dafür sorgen, dass es Huhn, Rind oder Schwein in den Ställen, beim Transport oder der Schlachtung wirklich humaner ergeht? Und endlich Verbraucher auf den Verpackungen und in den Theken erkennen würden, was sie gerade kaufen? Nach so vielen Jahren, unendlichem Einsatz und auch der Gründung eigener Tierschutzlabel, wie dem des Deutschen Tierschutzbundes, schien der Erfolg für Millionen sogenannte Nutztiere endlich greifbar nah.

Unendliche Enttäuschung
Doch nun, da der Gesetzesentwurf in die letzten parlamentarischen Runden geht, wird deutlich, dass es durch das Tierhaltungskennzeichen von Cem Özdemir nicht mehr sondern eher weniger Tierschutz geben wird. Zunächst will man nur mit den Schweinen beginnen und dann auch nur die Mast bewerten. Die Vorstufen der Ferkelaufzucht oder aber Transport und Schlachtung werden nicht durch die Kennzeichnung bewertet. Die Regularien sehen nur wenige Kriterien vor, nach denen sich die Teilnehmer ausrichten müssen. Sie können sich wieder davonstehlen. Hier hatte zuletzt die FDP ihre unsäglichen Einwürfe zu einer Minimierung des Tierschutzes durchgesetzt.

Besser keine Kontrolle
Die geringen Standards, die kaum einer wissenschaftlichen Prüfung standhalten, werden am Ende in den Ställen kaum überprüft werden. Denn die gesetzlichen Kontrollsysteme sind mangelhaft oder fehlen ganz. Es wird dadurch allein der Status Quo festgeschrieben und eine Transformation der Landwirtschaft behindert. Diese hatte die von der Bundesregierung eingesetzte Zukunftskommission Landwirtschaft, an der die Landwirte, die Industrie, der Handel sowie Tier- und Naturschutz beteiligt waren, als unabdingbar gefordert. Nur Bio, als höchste Stufe, hat es geschafft, sich zu behaupten, obgleich Bio nicht automatisch für eine gute Tierhaltung steht.

Wenn Sie also in einem Jahr einmal das Tierhaltungskennzeichen von Cem Özdemir sehen, dann erinnern sie sich bitte daran: Vielen Tierschützern wäre es lieber gewesen, kein Kennzeichen zu haben als dieses.

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