Corona in Schlachthöfen

Tote Schweinekörper hängen im Schlachthof
Udo Boehlefeld / PIXELIO

Nichts ist älter als die Nachrichten von gestern. Dieser altbetagte Satz gilt besonders in Covid 19-Zeiten. Insofern war es für meine Redaktionskolleginnen und mich nicht ganz einfach, Artikel für diese Ausgabe zu schreiben. Ist das, was ich heute recherchiere, in ein paar Wochen noch wahr? Diese Frage gilt besonders für den Übertragungsweg des Virus von Tier auf Mensch und umgekehrt.

Infizierte in Schlachthöfen
Bei einer Nachricht rund um das zentrale Thema dieser Ausgabe sind die Fakten jedoch eindeutig. Mitte Mai tauchen zunächst im Schlachthof Birkenfeld und anschließend in einem Westfleisch- Schlachthof im Kreis Coesfeld eine große Zahl an Corona-Infizierten auf. Andere Schlachthöfe folgten, und Hunderte Mitarbeiter, überwiegend von osteuropäischen Werkvertragsfirmen, erkranken.

Schnell wird klar, dass die Lebenssituation in angemieteten Unterkünften für die Dauerbilligarbeiter wohl die Ursache war. Wer zum Hungerlohn arbeitet, dessen Unterkunft darf nichts kosten, schließlich ist es ja kein Urlaub auf dem Ponyhof.

Nur wenige Wochen zuvor mussten Erdbeer- und Spargelbauern bildlich auf allen Vieren darum betteln, Saisonarbeiter aus Rumänien zu erhalten, weil Deutsche in der großen Mehrzahl weder körperlich in der Lage noch willig genug sind, ihre eigene Ernte einzufahren. Die wirklich willkommenen Erntehelfer durften nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen per Flieger nach Deutschland reisen. Und die Schlachthof-Fremdkräfte?

Nicht nur in jedem deutschen Supermarkt mit Bedientheke wird seit Ausbruch der Pandemie peinlichst auf Hygiene und die privaten Ansteckungsrisiken der Mitarbeiter geachtet. Auch wir im Tierheim ermahnten unsere Kräfte, sich abends sozial möglichst zu isolieren. Nur bei Schlachthöfen soll niemandem aufgefallen sein, wie Fremdarbeiter wohnen und welches Risiko daraus entsteht?

Ausbeutung von Mensch und Tier
Nein, so dumm sind die Verantwortlichen dort nicht! Hier sind die eigentlich cleveren Unternehmer am Werk. Seit Jahrzehnten beuten sie Menschen und Tiere aus. Jeden Skandal um die Nichteinhaltung von Mindeststandards überstehen sie mit der Androhung einer Abwanderung. Da wird sich geduckt und gedeckt und Behörden sind überlastet. Doch das ist nun vorbei. Der Bundesregierung riss endlich der Geduldsfaden. Jetzt gilt es nur noch, Aldi an die Kette zu nehmen, die gegen jeden Verstand die Fleischpreise erneut senken. Das machen dann Sie und ich!

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